Fabian /

Falsche Schiersteiner Brücke gesprengt: Wiesbadener Bauarbeiter verwechselt rechts und links

Schreck am Montagmorgen! Wo in den vergangenen viereinhalb Jahren unter großen Entbehrungen aller Verkehrsteilnehmer eine nagelneue Brücke errichtet wurde, klafft nun, mitten im Berufsverkehr, eine große Lücke. Eigentlich sollte die neue Schiersteiner Brücke heute morgen eröffnet werden.

Seit 2007 war die alte Schiersteiner Brücke so marode, dass auf ihr nur 60 km/h gefahren werden durften und spätestens seit diesem Zeitpunkt hoffen alle Autofahrer im Rhein-Main-Gebiet darauf, dass sie endlich eröffnet wird – die neu gebaute Schiersteiner Brücke. Im Jahre 2013 begann ihr Bau, am 20. November 2017 sollte sie eröffnet werden. Der Verkehr sollte von nun an statt über die alte Brücke über die parallel verlaufende neue Brücke geleitet werden und die alte Brücke im Anschluss daran gesprengt werden.

Doch es kam anders: am Montagmorgen des 20. November 2017 war der Verkehr zwischen den beiden Landeshauptstädten ohne Vorankündigung komplett zum Erliegen gekommen. Alle hatten sich darauf eingestellt, dass ab heute alles besser werden würde – und es kam zur Katastrophe:

In der Nacht vom 19. auf den 20. November sollte als letzter Schritt der Inbetriebnahmemaßnahmen der neuen Brücke die alte Brücke gesprengt werden, um Platz für letzte Bauten (neu gestaltete Auf- und Abfahrtsrampen für die Anschlussstelle Mainz-Mombach) zu schaffen. Diese sollten in den nächsten Monaten folgen.

Doch bei diesem Schritt kam es allem Anschein nach zu einem folgenschweren Irrtum: anstelle der alten, endlich ausgedienten Brücke wurde versehentlich die neue, frisch fertiggestellte Brücke gesprengt und somit über vier Jahre Arbeit – und nicht zuletzt riesige Summen an Steuergeldern – mit einem Schlag vernichtet.

Ingrid H. aus Wiesbaden-Schierstein berichtet: „Als sich nach der Sprengung der Staub gelegt hatte, traute ich meinen Augen nicht – einfach unfassbar! Die alte Brücke stand wie eine Eins, und die neue – einfach futsch!“. Auch Brückensprengungs-Tourist Ulf R., der bereits bei der Sprengung der Lahntalbrücke vor einigen Monaten mit seinem Wohnmobil dabei war, hat so etwas noch nie erlebt: „Soetwas habe ich ja noch nie erlebt!“

Der für den Bau der neuen Brücke zuständige hessische Landesbetrieb Hessen Mobil war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Aus Bauarbeiter-Kreisen dringen jedoch erste Hinweise auf menschliches Versagen an die Öffentlichkeit – demzufolge soll sich der bei Hessen Mobil in Wiesbaden „angestellte“ Bauarbeiter Popov W. in einem Internetforum zu dem Fehler bekannt haben: „Man hat mir gesagt, ich solle die linke Brücke für die Sprengung präparieren! Nicht gesagt, von welcher Seite gesehen!!!11 Wohne in schönenn Mainz! In herrlichen 1-Zimmer-Wohnung in Weisenauer Gewerbegebiet, so ich dachte also von links von Rhein gesehen! Bin sooo geschockt dass ich habe Fehler gemacht, aber keiner mich vorher gefragt! Es tut mir unendlich leid, ich würde es so gern wieder gutmachen!“

„Soetwas habe ich ja noch nie erlebt!“
Ulf R., Extrem-Brückensprengungs-Tourist

Eigenen Angaben in weiteren Postings zufolge macht er sich nun große Sorgen um seine Zukunft, da er über keinerlei Haftpflichtversicherungen, ja nicht einmal Papiere (sei „in der Branche einfach nicht üblich“) verfügt. „Ich habe immer mir geschworen: Mache ich Fehler bei Brückenbau, stürze ich mich von meine Brücke! Aber das geht ja nun auch nicht mehr!!! :O :'“

(Anm. d. Red.: Die Authentizität der Internetquellen ist fragwürdig, wir finden sie aber plausibel, was normalerweise für eine journalistische Veröffentlichung ausreichend ist).

Da die provisorischen Auf- und Abfahrtsrampen bereits auf die neue Brücke umgebaut und völlig zerstört wurden, ist derzeit keine Verbindung zwischen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Schierstein mehr vorhanden.

Wie nun weiter vorgegangen werden soll, ist noch völlig offen. Für den 31. November ist eine Krisensitzung im hessischen Landtag geplant.

Immerhin: die Mainzer Karnevalsvereine haben sich in einer gemeinsamen Presseerklärung erfreut über den Vorgang gezeigt – schließlich wäre ohne das Dauerthema „Schiersteiner Brücke“ die kommende Kampagne mutmaßlich ernsthaft in Gefahr gewesen.

Bildquelle Beitragsbild: Wikipedia/User: Martin Kraft, CC-BY-SA 3.0