Fabian /

Fassadenecke abgebröckelt: Ist das das Ende der Altstadt?

Die Altstadt: 2000 Jahre Geschichte und kein bisschen leise. Im Gegenteil! Lebendiger als je zuvor ist das Mainzer Zentrum, das für Touristen aus Nah und Fern ein wahrer Magnet und für Mainzerinnen und Mainzer einer der angesagtesten Orte zum Shoppen und Feiern ist. Doch bröckelt der Fachwerk-Fassaden-Glanz? Wir meinen: „Lorem ipsum dolor sit“!

Verunsichert, fast verstört ist ihr Blick, als sie mit unserem Reporter über ihre Entdeckung spricht. Kim-Dickie Prott, 27, Spaziergängerin in der Altstadt und Studentin der Theaterwissenschaften, hat es entdeckt und in ihrem Freundeskreis gleich weitererzählt. Als ihr Snip bei uns sofort die magische 107-Prozent-Marke sprengt, werden unsere Journalisten aufmerksam: Oha! Braut sich hier etwa ein massives Problem zusammen, das an die (Bau-)Substanz geht?

Auf dem Bild, das sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellt (siehe oben) ist es deutlich zu sehen: die Fassade bröckelt. Und das nicht nur an einer Stelle, wie hier in der Kappelhofgasse – nein, gleich an mehreren Stellen sind ähnliche Schäden zu erkennen. Das tut der Attraktivität der Altstadt bereits merklichen „Abbruch“, wie ein Stadtteilsprecher uns zu verstehen gibt. „Die Kunden bleiben weg. Da helfen auch die eigens aufgestellten Hinweisschilder, die eigentlich in die Altstadt locken sollen, nichts. In einer Gegend, in der man Angst haben muss, von einstürzenden Altbauten erschlagen zu werden, fühlt sich der Tourist von heute nicht mehr sicher!“ Und traurig fügt er hinzu: „Wir teilen hier wohl das Schicksal von Ägypten und Türkei.“

Pfusch am Bau gab es auch schon im Mittelalter!
Dr. Raimund Strothmann-Kolfes, Restaurator

Dr. Raimund Strothmann-Kolfes, ehrenamtlicher Fachwerk- und Reetdachrestaurator zu Elchesheim-Illingen ist sich sicher: die Schäden, wohl bis zu 1000 Jahre verschleppt, sind irreparabel. „Pfusch am Bau gab es auch schon im Mittelalter und der Kaiserzeit. Vom Römerreich mal ganz zu schweigen!“. Das rächt sich. Die heutigen Besitzer der altehrwürdigen Gebäude sind oftmals vollkommen überrascht, haben die Schäden nicht kommen sehen. Und fühlen sich jetzt von ihren Vermietern hinters Licht geführt: „Eine Schande ist das. Eine Schande!“, so Edeltraud Schuh, die seit mehr als 60 Jahren eines der schmucken Fachwerkhäuser am Kirschgarten bewohnt. „Die Baufirma existiert nicht mehr!“, so die entsetzte Dame, die ihre besten Jahre sichtlich hinter sich hat. Wir sagen: typisch für die Branche!

Doch was bedeutet das für die Mainzer Altstadt? Muss sich die Mainzer Weinstubenszene ein neues Areal suchen? Müssen gar Lokalitäten schließen?

Die Antwortet lautet: wir wissen es nicht. Aber: wir bleiben dran!

Bildquelle Beitragsbild: Wikipedia/User AndreasPraefcke, CC-BY-4.0